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    Erstmal weglaufen

    Gott packt schwache Menschen am Wickel und macht sie stark 

    Von Andrea Seeger, Redakteurin der Evangelischen Sonntags-Zeitung

    In der Bibel wimmelt es von Angsthasen. Jona ist dafür ein gutes Beispiel. Gott gibt ihm den Auftrag, nach Ninive zu reisen, einer Stadt im heutigen Irak. Dort soll er die Menschen wegen ihres Lebenswandels vor dem drohenden Untergang warnen. Jona fürchtet sich vor den Leuten dort, die gewalttätig und böse sein sollen. Er nimmt Reißaus, besteigt ein Schiff nach Tarsis. Das ist vermutlich Tartessus im heutigen Spanien. Das liegt also in der genau entgegengesetzten Richtung zu Ninive. Wenn weglaufen, dann richtig, bis ans andere Ende der damals bekannten Welt.

    Auf der Reise lässt Gott einen Sturm aufziehen. Die Matrosen meinen, ihr Schiff zerbreche. Sie werfen alle Ladung über Bord und beten zu ihren Göttern – es hilft nichts. Deshalb lassen sie das Los bestimmen, wer schuld ist an dem Unwetter. Das Los fällt auf Jona. Der hadert nicht lange, klärt die Leute über sein Vergehen auf und bietet an, dass sie ihn über Bord werfen. Als die Matrosen das tun, hört der Sturm sofort auf. Gott erbarmt sich. Er rettet das Schiff und Jona. Den allerdings auf eigenwillige Weise. Gott schickt  einen großen Fisch, der Jona verschlingt. Der Ausreißer verbringt drei Tage im Inneren des Tieres. Dort betet er zu Gott und verspricht, dass er nach Ninive gehen und seinen Auftrag ausführen wird, wenn Gott ihn nur herausholt. Daraufhin spuckt der Fisch Jona aufs Land. Gott schickt ihn erneut nach Ninive. Dieses Mal kneift Jona nicht. Er geht in die Stadt und verkündet den Leuten, dass Gott ihnen noch 40 Tage geben will, bevor die Stadt untergeht.

    Jona zählt in der Bibel zu den sogenannten kleinen Propheten. Aber auch die großen können gewaltige Angsthasen sein. Zum Beispiel Jeremia. Gott hatte ihn schon vor dessen Geburt ausgewählt für höhere Dienste. „Ehe ich dich im Mutterleibe bildete, habe ich dich erkannt, und ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt: Zum Propheten an die Nationen habe ich dich bestellt" (Jeremia 1,5). Jeremia ist alles andere als begeistert, als er den Auftrag als junger Mann bekommt. Er ahnt, welche schwere Aufgabe ihm bevorsteht, möchte sich dieser gerne entledigen. „Ach, Herr, Herr! Siehe, ich weiß nicht zu reden, denn ich bin jung" (Jeremia 1,6). Aber Gott lässt keine Ausreden zu. Jeremia muss den Auftrag übernehmen. Zu jung, zu alt – das sind für Gott keine Kategorien. Gott beruft Menschen mit 14 genauso wie mit über 80.

    Manche Leute stehen fest da wie ein Baum, und man denkt: Die kennen keine Angst. Kennen sie aber doch. Gideon ist so einer (Richter 6,11-17). Sein Name bedeutet übersetzt Baumfäller. Das passt so gar nicht zu diesem schwachen, ängstlichen Menschen. Ein Engel befiehlt ihm, Israel zu erretten aus der Hand der Midianiter. Das waren kriegerische Wüstennomaden, die den Israeliten das Leben schwer machten. Gideon wehrt ab, nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung.

    „Wo sind denn die großen Wunder, von denen unsere Väter uns so viel erzählt haben? Gott hat uns verworfen“, klagt er dem Engel. Doch der lässt nicht locker. Gideon verweist auf sein jugendliches Alter, die geringe Stellung seiner Familie – alles umsonst. Er muss sich auf den Weg machen.

    Zwölf Angsthasen in einem Boot, davon erzählt das Markus-Evangelium (4,35-41). Die zwölf Jünger fahren mit Jesus über den See Genezareth. Jesus legt sich hin und schläft ein. Ein Sturm zieht auf, Wasser schwappt ins Boot, die Jünger bekommen es mit der Angst zu tun. Sie wecken Jesus. Er sorgt für Ruhe, der Wind legt sich, das Meer ist still. Aber nun haben die Jünger wieder Angst – dieses Mal vor der Macht des Gottessohnes. Auch bei der Kreuzigung entpuppen sich die Jünger als Weicheier. Nur Johannes traut sich, zum Kreuz zu kommen. Die anderen Jünger versteckten sich voller Furcht.

    Gott hat ein Faible für die Schwächen der Menschen. „Meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit“, spricht Gott (2. Korinther 12,9). Gott kennt die verzagten Momente hinter der Fassade der taffen Managerin, des unbesiegbaren Sporthelden oder der Diva, die immer groß auftritt, sich aber  hinter den Kulissen klein und unsicher fühlt. Als Volk erwählt Gott nicht das große Ägypten oder das mächtige Rom, sondern das kleine Israel. Das Vertrauen auf so einen Gott hilft, um Angst zu überwinden. „Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark“, schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth (2. Korinther 12,10). Die Schwachen sucht Gott sich aus und macht sie stark. „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; hab keine Angst, denn ich bin dein Gott. Ich helfe dir, ja, ich mache dich stark, ja, ich halte dich mit meiner hilfreichen Rechten.“ (Jesaja 41,10) Gottes Hilfe durch den Fisch wirkt bei Jona. Er geht nach Ninive, geigt den Leuten dort ordentlich die Meinung, kündigt furchtlos den Untergang der Stadt an. Und siehe da: Die Menschen hören auf ihn und ändern ihr Leben.

    Gott ermuntert Jeremia. „Sage nicht: Ich bin jung; denn zu allen, wohin ich dich senden werde, sollst du gehen, und alles, was ich dir gebieten werde, sollst du reden" (Jeremia 1,7).

    Gott macht keine Abstriche an seinem Auftrag. Aber er stärkt den furchtsamen Jeremia: „Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin mit dir, um dich zu erretten, spricht der Herr.“  

    Auch Gideon macht sich auf den Weg. Plötzlich fühlt er sich gestärkt. In der Bibel heißt es: „Da erfüllte der Geist des Herrn den Gideon“ (Richter 6,34). Gideon entwickelt sich vom Schwächling zum Glaubenshelden. Er zerstört die Götzenbilder, baut stattdessen dem lebendigen Gott einen Altar.

    Die Jünger, die so labil sind und sich verstecken, wenn’s drauf ankommt, gehen am Ende hinaus in alle Welt und verkünden das Evangelium­ – nachdem sie Jesus gesehen haben, als er auferstanden war. Gott traut seinen Menschen was zu. Und er lässt sie spüren: Ich bin an eurer Seite. Meine Liebe ist stärker als alle Angst. Darin steckt eine unglaubliche Kraft, die bewegt. Mit Gott an der Seite lassen sich bekanntlich Berge versetzen.   

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