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    Die Angst und die Geister

    von Doris Joachim-Storch, Referentin für Gottesdienst, Zentrum für Verkündigung

    © iStock / VikramRaghuvanshi

    „Sie müssen mal schnell kommen. Jetzt sind die alle echt durchgeknallt.“ Wir sind auf Konfirmandenfreizeit. Das Mädchen, das mich da ruft, ist normalerweise ziemlich forsch und nicht so leicht zu erschüttern. Unterwegs erzählt sie mir, was passiert ist. Einige Mädchen haben angeblich gesehen, wie mit Geisterhand ein Kreuz auf die Tür ihres Zimmers gebrannt wurde. Und auch sie selbst ist sich sicher, dass da was war. Irgendwie. Auf jeden Fall hat sie kurzentschlossen Haarspray genommen und damit das Kreuz wieder zum Verschwinden gebracht. Der Spuk ist zu Ende. Aber die Mädchen sind immer noch in Panik. Und sogar die Jungs halten es für möglich, dass Geister am Werk waren.

    Mit vernünftigen Argumenten komme ich den Jugendlichen nicht bei. Ich erzähle ihnen was von Einbildung, Massensuggestion, psychischem Ausnahmezustand in der Gruppe und so. Zwischendurch fahre ich sie mal ziemlich unwirsch an. Das hilft etwas. Denn da ist ihr Ärger über mich größer als ihre Angst. Und dann meint jemand: „Wenn Sie glauben, dass es einen Gott gibt, dann kann es doch genauso gut Geister geben.“ „Das ist doch was ganz anderes“, sage ich sofort. Aber ich merke: So richtig kann ich das gar nicht erklären. Worin unterscheidet sich denn der Glaube an Gott von dem Glauben an Geister?

    Ich versuche ein anderes Argument und sage, dass ich Gott mein Leben anvertraue, irgendwelchen komischen Geistern aber nicht. Deswegen könnte es sie aber trotzdem geben, kontern die Jugendlichen sofort. Ob ich denn an Engel glaube. Ja, aber die veranstalten nicht so einen billigen Hokuspokus. Letztlich finde ich kein überzeugendes Argument gegen die Existenz von Geistern, die Kreuze auf Türen malen. Der Angst ist mit rationalen Argumente nicht beizukommen. Und ich überlege ernsthaft, ob es vielleicht doch andere Kräfte zwischen Himmel und Erde geben könnte, als die, die wir naturwissenschaftlich erforschen. Aber wozu sollen Geister da sein, außer dazu, Konfirmanden nachts zu erschrecken und mir den Schlaf zu rauben?

    Ich bleibe dabei: Das mit dem brennenden Kreuz halte ich für eine kollektive Einbildung. Aber die Art, wie das eine Mädchen mit dem Haarspray beherzt eingegriffen hat, finde ich gut. Das sage ich ihnen. Und sie hat damit sogar einen berühmten Vorgänger. Von Martin Luther heißt es, er habe mit einem Tintenfass nach dem Teufel geworfen. Und wenn es ganz schlimm mit der Angst war, hat er dem Teufel auch schon mal den nackten Hintern gezeigt. Die Konfis müssen lachen. Lachen ist ein gutes Mittel gegen die Angst. Und auch: Sich wehren und nicht hilflos sein sind gute Mittel gegen die Angst. Ob es nun Geister gibt oder nicht. Allerdings kann ich mir ein besseres Mittel als Haarspray oder ein Tintenfass vorstellen: nämlich das Vertrauen in Gott. Der ist auf jeden Fall stärker als Geister, falls es sie denn gibt.

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