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    Nur Mut zum Mut!

    Von Birgit Arndt, Geschäftsführerin Medienhaus -– Zentrum für evangelische Publizistik und Medienarbeit in Hessen und Nassau GmbH

    Zwei Mädchen spielen auf einem Klettergerüst. Die eine klettert munter drauf los und erklimmt Stufe für Stufe. Oben angekommen, winkt sie voller Stolz ihrer Mutter zu. Die andere bleibt auf der dritten Stufe sitzen – sie traut sich nicht weiter.

    Ein Mann sieht, wie eine Gruppe Jugendlicher in der Straßenbahn ein junges Mädchen anpöbelt, schubst und tritt – sofort eilt er an ihre Seite und stellt die Jugendlichen zur Rede. Die Mitreisenden schauen betreten zu. Oder einfach weg.

    Immer wieder beobachten wir im Alltag, wie unterschiedlich Menschen mit gleichen Situationen umgehen. Die einen scheinen furchtlos und mutig, andere ängstlich und zögerlich. Die einen denken nicht lange über mögliche Risiken nach, sondern stürmen einfach los – andere malen sich im Kopf aus, was alles Schlimmes passieren kann. Dabei ist meist gar keine Zivilcourage erforderlich – sondern Mut, um das alltägliche Leben zu meistern. 

    Mut und Angst gehören zusammen

    Ursprünglich stammt der Begriff "Mut" aus dem indogermanischen "mo" (germanisch moda), was so viel bedeutet, wie sich mühen, starken Willens sein, heftig nach etwas streben.

    Mutig zu sein, heißt jedoch nicht, keine Angst zu haben. Denn die Angst hat durchaus ihre Berechtigung. Sie schützt uns vor Risiken und Gefahren. Auch Mutige sind nicht angstfrei. Aber sie haben Vertrauen in sich selbst und die eigenen Fähigkeiten. Dazu gehört, die eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen - und dann der eigenen Angst entweder zu folgen oder sie zu überwinden. Umgekehrt fehlt dieses Selbstvertrauen oft bei Menschen, die unter starken Ängsten leiden.

    Dale Carnegie, US-amerikanischer Kommunikations- und Motivationstrainer im Bereich des positiven Denkens hat sich viel mit der Frage beschäftigt, wie man Ängste und Sorgen mit Selbstvertrauen und Zuversicht überwinden kann. In seinem bekannten Buch „Sorge Dich nicht – lebe!“ beschreibt er seine Erfahrungen: Selbstvertrauen gewinnt man dadurch, dass man genau das tut, wovor man Angst hat, und auf diese Weise eine Reihe von erfolgreichen Erfahrungen sammelt“.

    Er war davon überzeugt: Mut ist eine Frage der Einstellung. Wir haben es selbst in der Hand, ob wir uns eher auf die Risiken und Schwierigkeiten eines Vorhabens fokussieren, oder auf die Chancen und Möglichkeiten. Ob wir immer an Bewährtem festhalten, das wir kennen – oder uns – selbst mit kleinen Schritten ins Unbekannte vortasten. Ob wir uns von Misserfolgen und Scheitern völlig entmutigen lassen oder „das Krönchen richten und wieder aufstehen“.

    Mut ist lernbar

    Wie Dale Carnegie sind viele Psychologen und Experten der Meinung, dass Ängstliche es lernen können, mutiger zu werden. Dass Mut viel mit probieren und üben zu tun hat. Das geht jedoch nur, wenn man auch den Willen zum Mut hat. Wenn man sich mit den Situationen auseinandersetzt, vor denen man sich ängstigt. Diese Auseinandersetzung mit der Angst gilt für kleine Alltagsängste ebenso wie für schwere Phobien. Wie der Umgang mit der jeweiligen Angst  und die Therapieform aussehen, unterscheidet sich dann natürlich deutlich.

    Die Auseinandersetzung ist auch der Grundgedanke der Konfrontationstherapie, einer psychotherapeutischen Intervention aus dem Bereich der Verhaltenstherapie. Ziel ist es, dass Betroffene sich dem Objekt oder der Situation ihrer Angst stellen und dabei ganz bewusst auch körperliche Reaktionen wahrnehmen. Z.B. Höhenängstliche der Höhe, Spinnenängstliche den Spinnen. Die Betroffenen lernen, dass sie die Angst aushalten können und dass das Befürchtete nicht eintritt. Sie erfahren, dass sie mit der Zeit die Angst vor der Angst verlieren und stattdessen Vertrauen gewinnen, die Situation aushalten und kontrollieren zu können. Dieses „Verlernen der Angst“ ist jedoch ein komplexer psychologischer Prozess, der eine professionelle Begleitung braucht und kein einfaches „man muss sich nur seiner Angst stellen“. Zumindest ein großer Teil der Betroffenen kann durch eine solche Therapie Ängste deutlich reduzieren oder ganz überwinden.

    Auf dem Weg dazu braucht es oft viele Schritte. Oder wie ein Sprichwort  sagt:  Mut schreit nicht nur. Manchmal sagt er nur ganz leise: morgen versuche ich es wieder.

    Mut braucht Verstand und Optimismus

    Pädagoge Siegbert A. Warwitz formulierte es so: Angst ist ein Bremsfaktor. Mut ist ein Antriebsfaktor. Ohne Mut gäbe es keine unkonventionellen Entscheidungen, keine Innovationen. Jeder gesellschaftliche Diskurs braucht Mut. Ebenso die unbequeme Wahrheit, die eigene Meinung oder das Bekenntnis zum persönlichen Glauben.

    Wer mutig ist, blendet das Risiko nicht aus, sondern wägt Chancen und Risiken ab und entscheidet dann. Zu jeder mutigen Entscheidung gehört immer auch eine optimistische Grundhaltung, die auch mit Rückschlägen und schlechten Erfahrungen umgehen kann.

    Ermutigt von Gott

    Ob bei wichtigen Entscheidungen, oder in normalen Alltagssituationen: für eine optimistische Grundhaltung ist es wichtig, den Blick bewusst auf positives, ermutigendes und hoffnungsvolles zu lenken, sich Verbündete und Unterstützung zu suchen.

    Dabei kann ein Blick in die Bibel helfen. In ihr finden sich viele Verse, die Zuversicht schenken, die ermutigen und die uns zeigen: Gott ist auch in unserer Angst, in Sorgen und Nöten an unserer Seite. Der Prophet Josua macht dem Volk Gottes  Mut: „Sei mutig und entschlossen! Hab keine Angst und lass dich durch nichts erschrecken; denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst!“ (Kapitel 1, Vers 9, Gute Nachricht-Bibel)

    Die Israeliten sollen mutig sein, weil Gott bei ihnen ist. Gerade in Situationen, die erschrecken, die Angst machen. In diesem Kontext beschreibt der Begriff Mut kein Vertrauen in  die eigene Stärke, sondern Vertrauen in Gottes Nähe und Schutz. Dieses Gottvertrauen hat auch dem Apostel Paulus geholfen, schwere Zeiten und Anfechtungen zu überstehen. Dabei ist es ihm wichtig geworden, mit seinen Erfahrungen auch anderen Mut zu machen: „Ich kann sie trösten und ermutigen, so wie Gott mich selbst getröstet und ermutigt hat.“ ( 2. Korintherbrief Kapitel 1, Vers 4, Gute Nachricht-Bibel)

    Aber auch andere Bibelstellen machen Mut – hier eine kleine Auswahl:

    Sprüche 18,14
    Wer ein mutiges Herz hat, weiß sich auch im Leiden zu halten; wenn aber der Mut darniederliegt, wer kann's tragen?

    Lukas 12,19
    ... und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut!

    Lukas 15,32
    Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden.

    Apostelgeschichte 27,36
    Da wurden sie alle guten Mutes und nahmen auch Nahrung zu sich.

    1. Korinther 16,13
    Wachet, steht im Glauben, seid mutig und seid stark!

    1. Thessalonicher 2,2
    ... sondern als wir zuvor gelitten hatten und misshandelt worden waren in Philippi, wie ihr wisst, fanden wir dennoch in unserm Gott den Mut, bei euch das Evangelium Gottes zu sagen in hartem Kampf.

    Jakobus 5,13
    Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen.

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